Bilanz eines bewegenden Blutfreitags
Sommerliche Temperaturen und über 20.000 Besucher haben den Rahmen für die Blutfreitagsfeierlichkeiten 2024 gebildet. 1.779 Wallfahrer hoch zu Ross nahmen an Europas größter Reiterprozession teil.
Der Blutritt selbst begann am Freitag um 7 Uhr mit der Übergabe der Reliquie am Kirchenportal. 96 Reitergruppen in Frack und Zylinder aus ganz Oberschwaben und darüber hinaus begleiteten den Heilig-Blut-Reiter auf seinem zehn Kilometer und drei Stunden langen Weg durch Stadt und Fluren. Die zahlreichen Musikkapellen marschierten im Stadtgebiet mit und scherten aus, bevor die Prozession in Richtung Ösch weiterzog. Über 20.000 Menschen und Pilger aus aller Welt säumten die Wege, um den Segen der Heilig-Blut-Reliquie zu empfangen.
Bereits am Abend des Christi-Himmelfahrt-Tages und einen Monat vor der Europa-Wahl rief Bischof Dr. Ivo Muser aus Bozen-Brixen in einer bemerkenswert politischen Festpredigt zu mehr Wir-Gefühl auf dem Kontinent auf. Europa brauche eine Seele. „Wir müssen lernen, miteinander zu leben, nicht nebeneinander“, mahnte der kirchliche Ehrengast aus Südtirol die Gläubigen in der Basilika und draußen in der Stadt. Der christliche Glaube könne das Verbindende sein mit seiner Hoffnung, die über das Menschliche und das Innerweltliche hinausgehe. Muser warnte davor, das sogenannte christliche Abendland als Abgrenzungs- und Kampfbegriff zu verwenden oder damit nur die Vergangenheit wiederherstellen zu wollen. Es möge ein „Ritt des Friedens“ werden, wünschte der Prediger, bevor er sich – umringt von hunderten Gläubigen – der Lichterprozession auf den Kreuzberg anschloss.
Die Stadt hatte am Blutfreitag wieder prominente Gäste aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kirche ins Rathaus eingeladen. Auch eine Delegation der italienischen Partnerstadt Mantua war erneut vertreten. Als politischer Ehrengast nahm die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, teil.
Die katholische Kirchengemeinde St. Martin als Veranstalter, die Stadt Weingarten als Betreiber sowie zahlreiche Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, THW und Deutschem Rotem Kreuz, Festordner, Tierarzt sowie ein privater Sicherheitsdienst sorgten erneut für einen reibungslosen Ablauf sowie für die Sicherheit aller Teilnehmenden während der Feierlichkeiten.